Stahlkonzern: massiver Stellenabbau bei Thyssenkrupp

Stahlkonzern: massiver Stellenabbau bei Thyssenkrupp

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Betriebsschließungen, staatliche Beteiligung – bei Thyssenkrupp sind alle Tabus niedergeschlagen

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Stahlarbeiter am Hochofen von ThyssenKrupp in Duisburg: Tausende Arbeitsplätze sind vom Abbau bedroht Stahlarbeiter am Hochofen von ThyssenKrupp in Duisburg: Tausende Arbeitsplätze sind vom Abbau bedroht

Stahlarbeiter am Hochofen in Thyssenkrupp in Duisburg: Tausende Arbeitsplätze sind vom Abbau bedroht

Quelle: dpa-infocom GmbH

Thyssenkrupp weist erneut eine katastrophale Bilanz auf – und reagiert nun mit starken Kürzungen: Bis 2022 sollen 11.000 Stellen abgebaut werden, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Staatliche Beteiligung wird immer wahrscheinlicher.

T.Turbulenzen sind bei Thyssenkrupp an der Tagesordnung. Immerhin stürzt die traditionelle Ruhrgruppe seit Jahren von Krise zu Krise. Und jetzt ist die Situation wieder sehr dramatisch. Der milliardenschwere Verkauf der Aufzugsabteilung in diesem Jahr sollte endlich genügend finanzielle Mittel bringen, um die Zukunft und damit die lang erwartete Ruhe im Unternehmen zu gestalten.

Corona, CEO Martina Merz, hat die Rechnung vereitelt. Die Reserven, die gerade wieder aufgefüllt wurden, schmelzen nur weg und gleichzeitig lähmt die Wirtschaft. Thyssenkrupp hat daher im Geschäftsjahr 2019/2020, das Ende September endete, einen beeindruckenden Nettoverlust von 5,5 Milliarden Euro angehäuft, berichtet der Konzern bei Vorlage der Bilanz. Besonders besorgniserregend ist die Stahlsparte, die von der Corona-Krise schwer getroffen wurde. Also machen wir uns wieder an die Arbeit.

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IG Metall fordert

Zum Beispiel mit massiven Stellenkürzungen. Thyssenkrupp kündigte im vergangenen Jahr an, dass bis 2022 6.000 Arbeitsplätze verloren gehen und in diesem Zeitraum weitere 5.000 Stellen abgebaut werden. „Wir befinden uns mitten im größten Restrukturierungsprozess seit der Gründung von Thyssenkrupp. Dazu gehört auch ein weiterer Stellenabbau, der leider nicht zu umgehen ist “, kommentiert Oliver Burkhard, Chief Human Resources Officer.

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Das Unternehmen möchte das komplette Toolkit an Personalinstrumenten nutzen, zum Beispiel Umstrukturierungen von Tarifverträgen, Mitarbeitertransfers, Sozialplänen, Regelungen zur Arbeitszeitverkürzung – und wahrscheinlich auch Entlassungen aus betrieblichen Gründen. Letzteres sollte so weit wie möglich vermieden werden, wie Burkhard betont. „Aus heutiger Sicht können wir sie jedoch nicht zu 100 Prozent ausschließen. Dafür ist der Druck zu groß. „“

Die IG Metall plant bereits, sich dem Stellenabbau zu widersetzen

Der drastische Stellenabbau betrifft vor allem Standorte in Deutschland. Fast zwei Drittel der Arbeitsplätze werden nach früheren Plänen in diesem Land verloren gehen, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Der Aufschrei im Westen ist entsprechend groß. Die IG Metall plant bereits Widerstand. „Wir lehnen konzernweite Kürzungsprogramme ab“, sagt Jürgen Kerner, Chefkassierer der Gewerkschaft und Mitglied des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp.

Auf Unternehmensebene benötigt das Unternehmen Lösungsoptionen, die Investitionen in die Zukunft, nachhaltige Rentabilität, dezentrale Verantwortung und sichere Arbeitsplätze ermöglichen. „Kostensenkungen, die sich auf Downsizing und Mitarbeiterbeiträge konzentrieren, sind kontraproduktiv.“

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CEO Merz ahnt bereits, was kommen könnte, und fordert Lösungen für Diskussionen anstelle von Konflikten – auch über frühere Tabus. „Wir brauchen Koordination und Zusammenarbeit.“ Mit Lärm vor das Gebäude zu ziehen ist jedoch nicht effizient. „Du musst dich jetzt nicht an alte Rituale halten. Dies bedeutet, dass schnelle und effiziente Lösungen nicht möglich sind. Aussagen, die bei der Gewerkschaft nicht sehr beliebt sind. „Es gibt verschiedene Perspektiven, was effizient und produktiv ist“, sagt ein Gewerkschaftssprecher.

Thyssenkrupp wird in den kommenden Wochen voraussichtlich mit heiklen Gesprächen mit Arbeitnehmervertretern konfrontiert sein. Burkhard sieht jedoch kein Rheinhausen 2.0. In den 1980er Jahren schloss Thyssenkrupp im Duisburger Stadtteil ein Stahlwerk, was zu gewalttätigen Protesten führte, die zu dieser Zeit im ganzen Land Geschichte geschrieben hatten.

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Staatliche Beteiligung wird wahrscheinlicher

Eine Schließung des Stahlwerks ist am Horizont. Denn bei der Ausschreibung für ein Schwerplattenwerk in Duisburg-Hüttenheim mit den letzten 800 Mitarbeitern ist der letzte Interessent vor einigen Tagen ausgestiegen. „Eine Schließung ist jetzt viel wahrscheinlicher“, sagt Thyssenkrupp-Finanzvorstand Klaus Keysberg. Die endgültige Entscheidung sollte bis Ende des Jahres getroffen werden. Aber auch die IG Metall hat offenbar die Hoffnung aufgegeben.

„Die Koronasituation hat den Verkaufsprozess unterbrochen“, sagt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, für den die Nachricht ein schwarzer Tag für die Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen ist. Hilfe sollte jetzt aus der Politik kommen. „Die aktuelle Situation zeigt, wie dringend eine staatliche Beteiligung für die Stahlsparte von Thyssenkrupp erforderlich ist.“

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Tatsächlich spricht Thyssenkrupp derzeit sowohl mit der Bundesregierung als auch mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung über „staatliche Unterstützung“, wie Keysberg es nennt. Der Manager möchte keine Details zu diesen Diskussionen angeben. „Geeignete Mittel wären eine große Hilfe“, kann er nur herausgefordert werden. Thyssenkrupp könnte dann wahrscheinlich seine Stahlsparte selbständig fortsetzen. Genau das wird derzeit geprüft.

Alternativ ist ein Verkauf des Geschäftsbereichs oder eine Fusion mit einem Partner denkbar. Optionen sind bereits vorhanden. In jedem Fall hat der britische Wettbewerber Liberty Steel ein Angebot zum Kauf von Steel Europe unterbreitet. Aber Thyssenkrupp will sich noch Zeit lassen: CEO Merz hat die notwendige grundsätzliche Entscheidung über die Zukunft der Stahlsparte für das kommende Frühjahr bekannt gegeben. Und es gibt auch keine Verbote mehr, an Stahl zu denken.

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