Kursgewinne vor Weihnachten: unerwartete Geschenke für die Börsen

Kursgewinne vor Weihnachten: unerwartete Geschenke für die Börsen

Das hatte kaum jemand erwartet. Anscheinend stehen die EU und Großbritannien kurz vor einer Einigung über einen Brexit-Deal. Das sorgte vor Weihnachten für ein gutes Ende an den Börsen.

Von Notker Blechner, tagesschau.de

Die Hoffnung auf ein Ende des monatelangen Kater wegen eines Brexit-Abkommens ließ den DAX am Mittwoch um 1,3 Prozent zulegen. Es war der zweite Gewinnertag in Folge. Mit 13.587 Punkten hat der deutsche Referenzindex zu Beginn der Woche einen Großteil seiner starken Kursverluste ausgeglichen. Im Laufe des Jahres liegt der DAX um über 300 Punkte höher.

Nach Informationen aus Kreisen der EU-Kommission streben die EU und Großbritannien offenbar eine Einigung in den Handelsgesprächen an. Es wurde gesagt, dass die Verhandlungen in der Endphase waren. Aus anderen Quellen wurde gesagt, dass der sehr schwierige Punkt fairer Wettbewerbsbedingungen gelöst worden sei. Am zweiten Knackpunkt, dem Fischen, kamen sie sich sehr nahe.

Die Wall Street trotzt Trumps Veto

Zusätzliche Unterstützung für den DAX & Co kam von der Wall Street. Der Dow Jones legte in den ersten beiden Handelsstunden um rund 0,7 Prozent zu. Der marktweite S & P 500 stieg um 0,5 Prozent. Nur der technologielastige Nasdaq 100 blieb zurück. Die Anleger waren unbeeindruckt von der Drohung von Präsident Donald Trump, gegen das vom Kongress verabschiedete 900-Milliarden-Corona-Konjunkturpaket ein Veto einzulegen.

Die Verkäufe an der Wall Street waren jedoch ebenfalls recht gering. Dort wird am Donnerstag, dem 24. Dezember, wieder gehandelt, aber die US-Börsen werden drei Stunden früher als gewöhnlich schließen. Die Frankfurter Wertpapierbörse hingegen wird an Heiligabend geschlossen und erst am 28. Dezember wieder geöffnet.

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Neue Corona-Variante in Großbritannien

Die Angst vor einer neuen Corona-Variante trat in den Hintergrund. „Die Händler vertrauen auf die Wirksamkeit der Impfungen sowie auf die weltweite finanzielle und steuerliche Unterstützung“, sagte Ulrich Kater, Chefökonom bei der Dekabank. In Großbritannien wurden zwei Fälle einer angeblich noch ansteckenden Variante des aus Südafrika stammenden Virus identifiziert. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock äußerte sich besorgt. „Diese neue Variante ist äußerst besorgniserregend, da sie noch übertragbarer ist und weiter mutiert zu sein scheint als die (erste) neue Variante.“

Euro profitiert von möglichem Brexit-Deal

Der Euro stieg zeitweise stark an und stieg über die Marke von 1,22 USD. Am Abend wurde es bei 1,2195 USD gehandelt. Die Hoffnung auf ein Abkommen im Brexit-Streit zwischen der EU und Großbritannien gab dem Euro Auftrieb. Das britische Pfund stieg ebenfalls.

Autoaktien führen den DAX an

Insbesondere Autoaktien standen heute im DAX an vorderster Front. Daimler, aber auch VW und Continental führten den Leitindex an. Medienberichte, dass Daimler einen Börsengang seiner Lkw-Sparte plant, haben der Branche geholfen. Delivery Hero-Aktien litten dagegen unter geringen Gewinnmitnahmen und waren der größte Dax-Verlierer.

Plant Daimler einen Börsengang?

Laut einem Medienbericht bereitet der Stuttgarter Automobilhersteller Daimler den Börsengang seines Lkw-Geschäfts vor. Bereits Ende 2021 könnten Daimler Trucks vom Rest des Unternehmens getrennt und an die Börse gebracht werden, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmens- und Finanzkreise. Der Schritt ist wahrscheinlicher im Jahr 2022. Dem Bericht zufolge wollte Daimler die Überlegungen nicht kommentieren. Volkswagen hatte im vergangenen Jahr seine Lkw-Tochter Traton an der Börse notiert.

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Allianz-Chef erwartet Insolvenzen

Allianz-Chef Oliver Bäte hat vor dem Bankrott deutscher Lebensversicherer angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik infolge der Pandemie gewarnt. „Angesichts der massiven Umwälzungen erwarte ich, dass einige Konkurrenten, die sich nicht gut geschlagen haben, eliminiert werden“, sagte Bäte gegenüber dem Handelsblatt.

Hapag-Lloyd gibt Großbestellung auf

Die Reederei Hapag-Lloyd hat sechs Containerschiffe mit einer Kapazität von jeweils mehr als 23.500 Standardcontainern (TEU) für rund eine Milliarde Dollar bestellt. Der Auslieferungsbeginn für die Schiffe, die sowohl mit Flüssigerdgas (LNG) als auch mit konventionellem Kraftstoff betrieben werden sollen, ist im April 2023, teilte die Hamburger Reederei am Mittwoch mit. Das letzte Schiff, das für die Strecken Europa-Fernost geplant ist, soll im Dezember 2023 von der koreanischen Werft Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering übergeben werden.

Die Aixtron-Aktie steigt weiter

Der Anteil des Chipsystemherstellers Aixtron stieg am Mittwoch seit April 2018 auf ein weiteres Hoch. Allein seit Anfang November betrug der Gewinn fast 50 Prozent, und seit Jahresbeginn stieg er um fast 70 Prozent. Händler zitierten Fortschritte bei einem Projekt mit einem asiatischen Displayhersteller, um die anhaltenden Preissteigerungen zu erklären.

Hellofresh offenbar überladen

Kapazitätsengpässe beim Versandhaus Hellofresh haben am Mittwoch ihre Aktien aufgestockt. Sie hatten jedoch erst Mitte Dezember mit 64,55 Euro ein Rekordhoch erreicht. In einem Handelsblatt heißt es nun, Hellofresh sei so überlastet, dass das Berliner Unternehmen seinen Stammkunden Belohnungen versprach, wenn sie ihre Bestellung stornierten.

LG und Magna haben eine E-Tochter gegründet

Der südkoreanische Elektronikriese und der österreichisch-kanadische Autozulieferer gehen ein Joint Venture für Schlüsselkomponenten für Elektroautos ein. Das Joint Venture soll unter dem Namen LG Magna e-Powertrain firmieren und einen Wert von einer Milliarde Dollar haben. LG wird 51 Prozent des neuen Unternehmens und Magna 49 Prozent halten, gab LG bekannt. Das Unternehmen wird Elektromotoren, Wechselrichter und Bordladegeräte herstellen.


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