Meinung: Ein weiterer Volkswagen-Chef beißt ins Gras |  Geschäft |  Wirtschafts- und Finanznachrichten aus deutscher Sicht |  DW

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Führender europäischer Automobilhersteller, Volkswagen, bedeutet, auf dem heißen Stuhl zu sitzen. Die Bekanntgabe des Ausscheidens des jetzigen Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess nach nur vier Jahren ist dafür nur der jüngste Beweis.

Diess übernahm die Position 2018 von Matthias Müller. Letzterer hatte sich 2015 nach Bekanntwerden des Dieselgate-Skandals von Martin Winterkorn abgelöst. Heute kämpft Winterkorn, 75, weiter mit allen juristischen Mitteln, um den Gang vor Gericht zu vermeiden.

Auch hier ist der Abgang von Diess nicht so überraschend. Seine Position scheint seit einiger Zeit ungewiss. Der 63-jährige Österreicher hatte es zuvor geschafft, alle großen Player in diesem Spiel – die Familien Porsche und Piëch – hinter sich zu bringen und so seine Macht bei Volkswagen vorerst zu sichern.

Herbert Diess tritt Anfang September 2022 als VW-Chef zurück

Von einem Fehltritt zum anderen

Doch schon vor rund drei Jahren sah es für ihn wackelig aus, als Diess versuchte, die Unternehmensleitung von harten Finanzzielen zu überzeugen. Dabei verwendete er die Formulierung „Ebit macht frei“ – eine Kombination aus einem betriebswirtschaftlichen Akronym für das Ergebnis vor Steuern und dem berüchtigten Nazi-Ausdruck „Arbeit macht frei“. . frei.“ Die NS-Parole stand über den Toren vieler Konzentrationslager. Offensichtlich war dies für den Vorstandsvorsitzenden eines großen Weltkonzerns völlig unpassend. Diess nannte es einen „Ausrutscher“.

Oder, im selben Jahr, auf die Frage nach der Menschenrechtslage in der chinesischen Provinz Xinjiang, wo VW eine Fabrik hat und wo Gerüchte über Zwangsarbeit mit Uiguren kursieren, sagt er, er wisse nichts von der sogenannten Rehabilitierung. Zentren, die regelrechte Internierungslager sind.

Dazu kam noch der unangenehme Umgang mit der Belegschaft im Stammwerk Wolfsburg, wo er vielleicht in bester Absicht immer wieder die Erfolge des Unternehmens als Pionier der Elektroautos von Tesla unterstrich – um dann doch einiges anzusprechen 30.000 Arbeitsplätze. Schnitte.

Volkswagen ist ein besonderes Unternehmen. Hinsichtlich der Eigentümerstruktur ist das Land Niedersachsen einer der Hauptaktionäre, sitzt im Vorstand und hat ein Vetorecht. Dann ist da noch die mächtige deutsche Metallgewerkschaft IG Metall, die oft die Rolle des Gegners spielt. Und schließlich sind da noch die noch mächtigeren Mitglieder der Gründerfamilie Porsche und Piëch, die jedem VW-Vorstand im Nacken sitzen.

In der Salzburg Holding werden die Fäden gezogen. Denken Sie zurück an Anfang 2015 und die Aussage des ehemaligen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch, sich von Winterkorn fernzuhalten. Das hat bei VW ein regelrechtes Erdbeben ausgelöst, anderthalb Jahre bevor der Dieselgate-Skandal bekannt wurde.

Woran also scheiterte Herbert Diess?

Offensichtlich spielte die miserable Kommunikationsfähigkeit von Diess eine Rolle. Ja, er ist zweifellos ein versierter Profi in der Automobilindustrie. Genau deshalb hat ihn der stärkste von VW BMW weggenommen und nach Wolfsburg gelockt. Und Ehre sollte gegeben werden, wem Ehre gebührt. Nach dem Dieselgate-Skandal hat er Volkswagen konsequent auf den Weg in die Elektromobilität gebracht, die Transformation begleitet, ganze Fabriken von Verbrennern auf Elektroautos umgestellt und auch die enormen Milliardeninvestitionen organisiert, die VW dafür brauchte.

Böhme Henrik

Henrik Böhme, Chefredakteur der DW

Diess sagte den Arbeitern schnell, dass es auch viel weniger Personal brauchen würde, und sagte ihnen, dass Tesla 10 Stunden brauchte, um ein Auto zu bauen, während es bei VW 30 Stunden dauerte. Es lief nicht gut. Es scheint, dass Diess‘ sanfte Berührung hauptsächlich dem Autofahren vorbehalten ist.

Neuer CEO, dasselbe alte Softwareproblem

Nun liegt es am Chef einer anderen VW-Marke, Porsche, Abhilfe zu schaffen. Der Diess-Nachfolger Oliver Blume ist zwar neun Jahre jünger als sein Vorgänger, hat aber die gleichen automobilen Gene. Er wird Vorstandsvorsitzender von VW und auch weiterhin die Sportwagenmarke Porsche führen. Wenn es gut läuft. Blume wird erst einmal beweisen müssen, dass er mindestens eines besser kann als Diess: kommunizieren.

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Aber – und das ist wohl die eigentliche Herausforderung – Blume wird auch die Software-Bedürfnisse von VW meistern müssen.

Zu den Fehlern von Diess gehörte seine Unfähigkeit, ein proprietäres Softwaresystem bei dem deutschen Autohersteller zu entwickeln. Zehntausende Informatiker versuchen, ein VW-Betriebssystem zu entwickeln, das in allen Automarken des Konzerns installiert werden kann. Tesla hat es bereits, Google und Apple auch.

Tatsächlich ist es eine der größten Ängste etablierter Autohersteller wie VW. Dass sie am Ende des Tages nur die Dinge bauen werden, die die Software umgeben, und dass die Computer tatsächlich den Unterschied und das Geld ausmachen. Das würde bedeuten, dass derjenige, der die Software bereitstellt, alle Daten des Fahrers bekommt, samt dem damit verbundenen Geld.

Und das wäre das Ende einer Ära für Oldtimer-Hersteller. Daran ist Diess wirklich gescheitert – und es gibt keine Garantie dafür, dass sein Nachfolger es besser machen wird.

Dieser Artikel wurde aus dem Deutschen übersetzt.

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