Hintergrund: Was sind Cholinesterasehemmer? | tagesschau.de

Laut der Charité ist eine Substanz aus der Gruppe der Wirkstoffe, die als Cholinesterasehemmer bezeichnet wird, wahrscheinlich die Ursache für eine Nawalny-Vergiftung. Sie werden in vielen Substanzen verwendet – zum Beispiel in Alzheimer-Medikamenten oder Neurotoxinen.

Cholinesterase (Acetylcholinesterase) ist ein Enzym, das für die normale Funktion des Nervensystems von Menschen, Wirbeltieren und Insekten essentiell ist. Es wird im menschlichen Körper verwendet, um Botenstoffe abzubauen, die Reize von Nervenzelle zu Nervenzelle übertragen.

Wirkstoffe, die das Enzym blockieren oder hemmen, können bei vielen Körperfunktionen zu Überaktivität führen, da die Botenstoffe nicht mehr abgebaut werden. Die Folgen können tödlich sein – zum Beispiel Muskelkrämpfe mit anschließender Herz- und Atemlähmung.

In Pestiziden, Neurotoxinen und Alzheimer-Medikamenten

Solche Cholinesterasehemmer sind eine Gruppe von Chemikalien, die auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden: Sie werden unter anderem in Pestiziden zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Sie sind auch in chemischen Kampfstoffen und Neurotoxinen wie Sarin oder Novitschok enthalten, die 2018 in England beim Angriff auf den russischen Doppelagenten Sergei Skripal eingesetzt wurden.

Die Inhibitoren werden als Arzneimittel eingesetzt, wenn zu wenig Botenstoffe vorhanden sind. Beispielsweise tragen sie bei der Alzheimer-Krankheit, bei der der Verlust von Nervenzellen das Gehirn schädigt, dazu bei, die „Signalstärke“ des Denkens zu erhöhen, indem sie die Wirksamkeit des Enzyms auf die Botenstoffe begrenzen.

Menschen können diesen Cholinesterasehemmern ausgesetzt sein, wenn sie sie einatmen, schlucken oder mit den Augen oder der Haut in Kontakt kommen. Dies kann während der Herstellung, des Mischens oder der Anwendung dieser Substanzen der Fall sein. Das Gegenmittel Atropin wird häufig bei Cholinesterasehemmervergiftungen eingesetzt.