Dax wird auf 40 Unternehmen erweitert – Wirtschaft

Der Deutsche Aktienindex (Dax) wird heftig kritisiert: Erstens konnte die Deutsche Börse nicht verhindern, dass das skandalöse Unternehmen Wirecard in den wichtigsten deutschen Aktienindex aufgenommen wird, gefolgt vom Lieferservice Delivery Hero, einem Unternehmen, das nie einen Gewinn erzielt hat, geschweige denn kein Geschäft hat in Deutschland. Jetzt will die Deutsche Börse den Dax reformieren.

Was genau ist geplant?

Einerseits will die Deutsche Börse die Zahl der Dax-Mitglieder erhöhen. „Es ist kein Geheimnis, dass ich die Erweiterung vom Dax 30 auf einen Dax 40 persönlich begrüßen würde“, sagte CEO Theodor Weimer. Der M-Dax, der die mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften widerspiegelt, würde im Gegenzug von 60 auf 50 Mitglieder reduziert. Gleichzeitig werden die Anforderungen für die Mitgliedschaft im Dax verschärft: Beispielsweise werden Unternehmen aus dem Index ausgeschlossen, wenn sie ihre Zahlen nicht rechtzeitig einreichen. Ein Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat, der die Rechenschaftspflicht überwacht, ist obligatorisch. Darüber hinaus sollten künftig nur noch „nachweislich profitable“ Unternehmen in die Dax wechseln können, der Gewinn nach Steuern und Abschreibungen der letzten zwei Jahre ist entscheidend. Zum Beispiel hat der Lieferservice Delivery Hero, der seit einigen Wochen im Dax ist, seit seiner Gründung vor neun Jahren durchweg Verluste erlitten – mit den neuen Regeln wäre er wahrscheinlich nicht zum Dax gewechselt.

Darüber hinaus sollten Unternehmen ausgeschlossen werden, die mehr als 10 Prozent ihres Umsatzes mit „umstrittenen Waffen“ wie Antipersonenminen, Streubomben, biologischen Waffen oder mit Uran angereicherten Waffen erzielen. Die Deutsche Börse plant, diese Kriterien und damit die Zusammensetzung ihrer Indizes in Zukunft regelmäßig alle sechs Monate zu überprüfen – und das nicht nur einmal im Jahr wie bisher.

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Wann sollten die Änderungen kommen?

Die Vorschläge wurden von Mitarbeitern der Deutschen Börse ausgearbeitet und dann an professionelle Anleger weitergegeben. Diese können sich nun bis zum 4. November ausdrücken. Das Ergebnis wird voraussichtlich am 23. November vorgestellt. „Ich freue mich auf das Ergebnis und bin zuversichtlich, dass die Weiterentwicklung der Kriterien dem deutschen Kapitalmarkt helfen wird, eine höhere Qualität zu erreichen“, sagte Weimer. Wenn die Anleger zustimmen, werden die Änderungen frühestens im März 2021 wirksam.

Was soll der Switch erreichen?

Mit der Erweiterung von 30 auf 40 DAX-Mitglieder reagiert die Börse auf die Kritik, dass der DAX die deutsche Wirtschaft nicht angemessen widerspiegelt. Christoph Kaserer, Professor für Finanzen an der Technischen Universität München, hatte lange darauf gedrängt, die Zahl auf 50 oder mehr zu erhöhen, wie es in anderen europäischen Ländern üblich ist. Ein weiterer Vorschlag sieht die Kombination der drei Hauptvertreter der Dax-Familie – Dax, M-Dax und S-Dax – zu einem neuen Leitindex vor. Dies würde dann insgesamt 160 Aktien bündeln.

Darüber hinaus reagiert die Börse mit ihren Vorschlägen auf den jüngsten Finanzskandal in Deutschland: Der Zahlungsdienstleister Wirecard hatte wiederholt eine unzureichende Bilanz vorgelegt, es gab jedoch keinen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat.

Sind alle bekannten Unternehmen Dax-Mitglieder?

Nein, eine Reihe traditioneller und bekannter Unternehmen, die viel verkaufen und viele Mitarbeiter haben, sind derzeit aus mehreren Gründen nicht im Dax vertreten. Die Commerzbank, Lufthansa und Thyssenkrupp mussten zum Beispiel nachgeben, weil die Börsenbewertung aufgrund des schlechten Geschäfts dramatisch gesunken war. In anderen Ländern besitzen Großaktionäre wie der Firmenwagenhersteller Traton oder Siemens Healthineers einen großen Teil der Aktien, was bedeutet, dass die Anzahl der frei verfügbaren Aktien zu gering ist. Und Airbus zum Beispiel ist ein deutsch-französisches Unternehmen, das sich jedoch im französischen Top-Index CAC 40 befindet.

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Darüber hinaus gibt es in Deutschland viele erfolgreiche Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, sondern im Besitz von Familien oder Stiftungen sind – von Bosch über ZF Friedrichshafen bis Bertelsmann.

Welche Unternehmen können bald zum Dax befördert werden?

Wenn es auf der Marktkapitalisierung basieren würde, d. H. Dem aktuellen Wert eines Unternehmens an der Börse, hätten die folgenden Unternehmen gute Chancen, den Dax zu erweitern: Knorr-Bremse, Symrise, Hannover Re, Puma, Zalando, Uniper, Sartorius oder Carl Zeiss. Die Börse entscheidet aber auch über den Umsatz einer Aktie, also wie intensiv sie gehandelt wird. Welche zehn Unternehmen wirklich in den Dax aufsteigen werden, wird ohnehin im März nächsten Jahres entschieden.

Was würden die neuen Regeln für Investoren bedeuten?

Kurz gesagt, die Basis des Dax würde von 30 auf 40 Mitglieder erhöht. Dies bedeutet, dass der Index dann mehr Unternehmen und möglicherweise mehr Branchen abbildet und somit auch eine höhere Marktkapitalisierung darstellt. Immer mehr Anleger investieren in sogenannte ETFs, bei denen es sich um Fonds handelt, die einen Index eins zu eins abbilden. Eine breitere Basis würde diese Fonds angesichts von Krisen bei einzelnen Unternehmen stabiler machen. Investmentexperten weisen jedoch darauf hin, dass Privatanleger, die mit ETFs langfristige Rückstellungen für ältere Menschen schaffen wollen, sich nicht nur auf deutsche Aktien konzentrieren, sondern auch breiter investieren sollten.

Warum ist die Deutsche Börse an der Dax notiert?

Die Deutsche Börse ist Betreiberin der öffentlichen Börse in Frankfurt. Das Unternehmen ist daher für die verschiedenen Indizes – einschließlich des Dax-30 – sowie deren Berechnung und Zusammensetzung verantwortlich. Gleichzeitig ist es börsennotiert: Die Aktien sind breit diversifiziert, das Unternehmen ist eines der wertvollsten in Deutschland. Infolgedessen ist die Deutsche Börse selbst Mitglied des Dax – und könnte möglicherweise wirtschaftlich von einer Reform und damit einem attraktiveren Index profitieren.

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