Texteditoren im Retro-Look |  heise online

Texteditoren im Retro-Look | heise online

Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, mich vor einen alten, originalen IBM PC 5150 zu setzen. Der Anblick des massiven und bereits leicht vergilbten Gehäuses, der vollständige „Klon“ des Hauptschalters, das hektische Sägen des Diskettenlaufwerks. Plötzlich war ich wieder 20 und tippte meine erste Anwendung mit WordStar in einen Computer.

Ich habe den Job damals nicht bekommen; Die Personalchefs der 1980er Jahre waren wohl nicht fortschrittlich genug für nadeldruckte Briefe auf Endlospapier. Aber im Nachhinein war es ein ganz besonderes Gefühl: Die Buchstaben in kräftigem Grün auf dunklem Hintergrund, das metallische Klappern der schweren Tastatur; Ich fühlte mich professionell und unglaublich kreativ zugleich, ich hätte mehrere Romane gleichzeitig schreiben können. Also theoretisch.

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Aber warte! Schreiben ist längst zu meinem Beruf geworden. Warum nicht einen c’t-Artikel im alten Geist und Gefühl in Wordstar eingeben? So wie es George RR Martin damals getan haben soll, als er sein Epos über Drachen, Wildlinge und den Kampf um einen Thron schrieb und die Bequemlichkeit von Windows, MacOS und Word bewusst verachtete.

Ich werde mich kurz fassen: Ich bin nicht weit gekommen. Wordstar 3.4 wurde ohne Probleme von einer fast 40 Jahre alten Diskette gestartet, und ich erinnerte mich sogar an einige der kryptischen Schlüsselkombinationen. Ja, es fühlt sich genauso an wie damals. Aber sehr schnell belasteten mich die unglaublich umständliche Operation und die gummiartige Trägheit.

WordStar läuft reibungslos in der DOSBox und fühlt sich an wie damals.  Aber der Spaß ist begrenzt.

WordStar läuft reibungslos in der DOSBox und fühlt sich an wie damals. Aber der Spaß ist begrenzt.

Und das eigentliche Problem stand noch bevor: Zeitgenössische Textprogramme speichern Dateien in ihrem eigenen Format. Und auf Diskette, leider auch im 5,25-Zoll-Format, dessen Inhalt ich nur auf einem modernen PC mit großen Verzerrungen bekommen würde. Ich müsste, weil unser endgültiges Redaktionsteam und die DTP-Abteilung von der Diskette genauso begeistert wären wie von einer gedruckten Ausgabe. Ich frage mich ernsthaft, wie George RR Martin damals alles mit seinem Verlag gemacht hat.

Selbst wenn ich ein DOS-Programm in einer virtuellen Maschine anstelle eines alten PCs verwenden würde, würde mir die Diskette erspart bleiben, nicht jedoch das inkompatible Dateiformat. Zu dieser Zeit boten nur sehr wenige Textprogramme (wie Euroscript) einen optionalen Nur-Text-Export an, dann jedoch als DOS-ASCII-Dateien. Damit auch Umlaute und Sonderzeichen erhalten bleiben, müssten sie zunächst in ANSI konvertiert werden, was beispielsweise Microsoft Word recht gut kann. Microsoft hat jedoch das für Office 2007 angebotene Kompatibilitätspaket, das auch Originaldateien aus DOS Word oder WordStar von den Downloadseiten importieren kann, längst entfernt. In den aktuellen Office-Versionen würde es sowieso nicht mehr ausgeführt.

Nein, das Tippen in einem alten DOS-Textverarbeitungsprogramm kann für kurze Zeit ein gemütliches Gefühl der verklärten Retro-Romantik erzeugen, ist aber definitiv nicht mehr praktisch.

Das gilt aber nur für die Software von damals. Jedem, der nicht lange auf veraltete Textprogramme zurückgreifen möchte, sondern die klare, strukturierte Anzeige der grünen Zeichen auf einem dunklen Hintergrund ohne Menüs, Symbole, Bildlaufleisten und andere störende Probleme haben möchte, kann geholfen werden. Auf einem modernen Computer ohne Dateiformat oder Übertragungsprobleme.

Ablenkungsfreies Schreiben wird als ziemlich modern bezeichnet. Es gibt viele geeignete Editoren für aktuelle Betriebssysteme. Sehr beliebt ist auch die helle Schrift auf dunklem Hintergrund. Dieser sogenannte Dunkelmodus wird von vielen Programmen angeboten.

Ein Editor wie FocusWriter mit passenden Schriftarten und Farben kitzelt den Retro-Nerv, passt aber auch in moderne Workflows.

Ein Editor wie FocusWriter mit passenden Schriftarten und Farben kitzelt den Retro-Nerv, passt aber auch in moderne Workflows.

Was Sie brauchen, ist ein ablenkungsfreier Editor, mit dem Sie die Anzeige so anpassen können, dass sie dem Aussehen eines Textprogramms aus den 1980er Jahren so nahe wie möglich kommt. Der freie funktioniert gut FocusWriter.

Als erstes müssen Sie den Editor auf die richtigen Farben einstellen. Dies funktioniert in FocusWriter problemlos unter Einstellungen / Designs. Stellen Sie also den Fensterhintergrund auf Schwarz und die Textfarbe auf ein angenehmes Grün oder Orange ein (wenn Sie die gelben Monitore bevorzugen) – fertig. Ganz nett, aber ein bisschen mehr Retro ist noch möglich. Nicht irgendein Grün oder Orange, sondern ein authentischer Farbton ist erforderlich.

Dieser Artikel stammt von c’t-RETRO. In der Sonderausgabe von c’t werfen wir einen Blick zurück auf die ersten IBM PCs und heben den triumphalen Fortschritt von Windows hervor. Hier finden Sie Übungen, Tests und Geschichten zur klassischen Technologie. Wir erinnern uns an Karl Klammer, stellen ein modernes IBM XT-Replikat für Vintage-Computing vor und erklären, wie Sie Daten von zerkratzten CDs und alten Festplatten retten können. c’t RETRO ist jetzt in Heise Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk erhältlich.

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