Gallup-Umfrage: Deutschland ist auf Supermächte angewiesen

Gallup-Umfrage: Deutschland ist auf Supermächte angewiesen

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Deutschland ist abhängig von den Supermächten

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Deutschlands beliebteste führende Nation zum dritten Mal in Folge

Deutschland ist laut einer weltweiten Gallup-Umfrage erneut der beliebteste politische Führer. Bundeskanzlerin Merkel ist ihren Kollegen in den USA, China und Russland klar voraus. Die Vereinigten Staaten verlieren unter Präsident Trump das Vertrauen.

Deutschland ist laut einer neuen globalen Umfrage das beliebteste führende Land der Welt. Berlin hat in den letzten Jahren enormen Einfluss gewonnen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass Menschen, insbesondere eine Supermacht, ihnen nicht mehr vertrauen.

W.Wir leben in einer Zeit globaler politischer Unruhen, in der Handelskonflikte, gekündigte Abkommen und Stellvertreterkriege allzu oft die internationalen Beziehungen prägen. Das dringendste Beispiel dafür ist der hitzige Konflikt zwischen der früheren Supermacht USA und dem aufstrebenden China. Auf der Westseite gibt es eine Führungskrise, da die USA unter Präsident Donald Trump nicht mehr bereit sind, die traditionelle Rolle der Führung zu übernehmen. Chinas Außenpolitik hingegen ist seit Monaten aggressiver. Das Land schafft Fakten – wie das Sicherheitsgesetz von Hongkong, das jede politische Opposition tötet.

Aber die Machthaber strahlen keine Führungsqualitäten aus. Dies wird durch eine neue weltweite Umfrage des Gallup Opinion Institute zur Zufriedenheit der führenden Rolle der USA, Chinas, Russlands und Deutschlands belegt. Russland, Amerika und der Volksrepublik geht es schlecht. Deutschland hingegen ist ein überraschender Gewinner. Demnach bewerteten 44 Prozent der Befragten weltweit die führende Rolle Deutschlands als positiv, wobei die USA mit 33 Prozent um den zweiten Platz und China mit 32 Prozent kämpften. Russland liegt mit 30 Prozent am weitesten hinten.

Zuverlässig: Bundeskanzlerin Angela Merkel (links) hier mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping (Mitte) und dem US-Präsidenten Donald Trump

Zuverlässig: Bundeskanzlerin Angela Merkel (links) hier mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping (Mitte) und dem US-Präsidenten Donald Trump

Quelle: Bildbündnis / Bernd von Jut; Bearbeitung: WORLD Infographic

Nachdem die deutschen Zustimmungsquoten im vergangenen Jahr unter 40 Prozent gefallen sind, erlebt das internationale Ansehen der Bundesrepublik nun einen deutlichen Aufschwung.

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Dies ist besonders bemerkenswert, weil die deutsche Mittelmacht weder über die wirtschaftliche noch über die militärischen Mittel verfügt, um effektiv als Regulierungsbehörde in der Welt zu agieren. Die positiven Zahlen drücken daher etwas als grundlegendes Mitgefühl für die konfliktscheue außenpolitische Haltung Deutschlands aus.

„Die globale Wahrnehmung der weltweit führenden Nationen spiegelt häufig die relative Weichheit aller Global Player wider“, schrieb Gallup-Chefredakteur Mohamed Younis in der neuen Studie. Sanfte Kraft basiert auf militärischer Macht (Starke Kraft) über die Vorbildfunktion eines Landes und wie gut es seine eigenen Normen und Werte vermitteln kann. Die deutsche Rangliste sagt wenig darüber aus, ob sie die Führungsrolle tatsächlich so erfüllen kann, wie es die Menschen weltweit wollen.

Angela Merkel gilt als sehr vorhersehbar

Angesichts der globalen Umwälzungen ist das Wichtigste, dass Führungskräfte Zuverlässigkeit ausstrahlen, sagt Younis. „In dieser Perspektive ist es nicht verwunderlich, dass die führende Rolle Deutschlands 2019 wie in den Vorjahren an der Spitze stehen wird.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel, geliebt oder gehasst, ist eine der vorhersehbarsten Führerinnen „in sehr unsicheren Zeiten“, schreibt Younis, „sowohl in Europa als auch in Bezug auf die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene Weltordnung.“

Mit anderen Worten, in einer Welt unangenehmer Fleischfresser erhält die harmlose Kraft des vegetarischen Deutschlands einen Vertrauensbonus, weil sie am wenigsten beleidigend und nicht irrational ist.

Quelle: WELT-Infografik

Deutschland schneidet in seinem eigenen regionalen Umfeld besonders gut ab. Laut der Umfrage beurteilen 56 Prozent der Befragten in Europa die führende Rolle Deutschlands positiv, während die USA (23), China (23) und Russland (19) wenig Vertrauen haben. Für die Umfrage wurden Personen in 135 Ländern oder Territorien befragt, etwa 1.000 Bürger pro Land.

Vor allem die guten Werte für Deutschland spiegeln wider, wie unzufrieden die internationale Gemeinschaft mit den Ländern ist, die aufgrund ihrer Macht tatsächlich an der Spitze der internationalen Hackordnung stehen.

Die Zustimmungsraten in den USA sanken nach dem Ende von Obamas Präsidentschaft von 48 auf 30 Prozent. Seit Donald Trump regierte, haben sie sich nur sparsam erholt. Insbesondere in Europa ist der Ruf Amerikas in den letzten Jahren auf historische Tiefststände gefallen: Nur etwa ein Viertel der Europäer glaubt, dass Amerika seine Führungsrolle erfüllt; Die Ablehnungswerte stiegen 2019 auf 61 Prozent. Nur Russland ist in Bezug auf die Ablehnung um 62 Prozent höher.

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Es gibt jedoch deutlich unterschiedliche Ansichten über die Vereinigten Staaten in Europa. Das Land erhält die niedrigsten Zustimmungsraten von Island (9 Prozent), gefolgt von Österreich (11), Russland (11), Deutschland (12) und Schweden (12). Da es innerhalb der EU im Westen und im Osten eine klare Trennung gibt, genießen die Amerikaner in Polen (59 Prozent) und Ungarn (47) ein relativ hohes Ansehen.

Betrachtet man die Zustimmungsraten ganzer Kontinente, so zeigt nur Afrika ein deutlich anderes Bild. Dort genießen sowohl die USA als auch China mit 52 und 51 Prozent ein relativ hohes Ansehen, während Deutschland mit 46 Prozent den dritten Platz belegt.

Das Überraschende an den globalen Zahlen ist, dass weder China noch Russland in den letzten Jahren von dem massiven Vertrauensverlust in Amerika profitiert haben. Vor dem Hintergrund der russischen Expansionspolitik und der neuen Aggressivität Chinas bleibt das Ansehen der Wettbewerbskräfte sehr gering. Dies macht deutlich, dass Amerika klaren Raum für Verbesserungen hat, wenn ein neuer US-Präsident zu freundlicheren Wegen und traditioneller Führung in der Welt zurückkehrt.

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