Wirecard: Parlamentarier bestehen auf persönlichen Aussagen von Ex-Chef Markus Braun

Wirecard: Parlamentarier bestehen auf persönlichen Aussagen von Ex-Chef Markus Braun

Es wäre eine spektakuläre Leistung, die es in der Geschichte des Bundestages noch nie gegeben hat: Drei Untersuchungshäftlinge sagen vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aus. Und das in dem wohl größten Finanzskandal Deutschlands: dem Zusammenbruch des Finanzdienstleisters Wirecard. Am Donnerstag werden Ex-CEO Markus Braun und die ehemaligen Manager Stephan Freiherr von Erffa und Oliver Bellenhaus vor dem parlamentarischen Gremium aussagen.

Nach Angaben von SPIEGEL dürfte es jedoch zu Rechtsstreitigkeiten über die Vorladung der drei Gefangenen kommen. Weil Brauns Anwälte einen persönlichen Auftritt ihres Mandanten in Berlin ablehnen. Braun müsste von der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in die Hauptstadt transportiert werden. Im Falle der erzwungenen Präsentation von Braun kündigte Verteidiger Alfred Dierlamm an, „rechtliche Schritte dagegen einleiten zu wollen“, wie er in einem Brief an das Sekretariat des Untersuchungsausschusses schrieb, den SPIEGEL erhalten hatte. Vielmehr will sein Klient eine Videoaussage machen.

Der verhaftete Wirecard-Chef hat Angst vor Corona

Aber der Widerstand unter den Mitgliedern des Komitees, vor allem unter den drei Vorsitzenden der Grünen, der Linken und der FDP, ist groß. Die drei Parlamentarier schreiben an die anderen Mitglieder des Ausschusses, dass „ein Verhör unter Anwesenheit der Zeugen im Sitzungssaal notwendig ist“. Sie wollen das Argument der Braun-Anwälte nicht akzeptieren, die ein hohes Risiko für eine Koronainfektion für ihre Mandanten und die hohen Transportkosten vor Ort darstellen.

Bereits mit dem Zeugnis des Journalisten „Financial Times“ Dan McCrum | Letzte Woche, der aus London kam, war eine entsprechende Vereinbarung mit dem Berliner Senat getroffen worden. Ein persönliches Auftreten ist wichtig, „insbesondere um die Glaubwürdigkeit eines Zeugen zu beurteilen“. Es geht um „sein gesamtes Verhalten, einschließlich seiner Körpersprache“, von dem das Komitee „einen unmittelbaren Eindruck“ machen will, so schreiben die Abgeordneten Fabio de Masi (links), Florian Toncar (FDP) und Danyal Bayaz (grün) weiter .

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Die drei Oppositionspolitiker gingen davon aus, dass „die anderen Gruppen dies weiterhin so sehen werden“. Auf Ersuchen von SPIEGEL bestätigte ein Sprecher der SPD, dass „ein Konsens zwischen den Gruppen“ bestehe, dass die Zeugen persönlich aussagen sollten. „Das Sekretariat des Ausschusses bereitet sich entsprechend vor“, sagte der SPD-Sprecher. Es handelt sich also wahrscheinlich um einen Rechtsstreit, der wahrscheinlich nicht vor Donnerstag beigelegt wird.

Auch die Staatsanwaltschaft hat Bedenken

Auch die für die Voruntersuchung zuständige Staatsanwaltschaft in München leistet Widerstand gegen ein persönliches Erscheinen. Neben der Koronapandemie führt sie offenbar die Besorgnis an, dass sich die drei Wirecard-Häftlinge treffen und als weiteres Argument Vereinbarungen treffen könnten. Die Abgeordneten kontern dies: „Der Deutsche Bundestag sollte die Möglichkeit haben, dafür zu sorgen, dass die drei Zeugen am 19. November begegnen sich nicht. „“

Daran besteht kein Zweifel, die Interessen der Parlamentarier sind berechtigt. Denn der Bankrott der Wirecard-Gruppe wirft auch für Politiker kritische Fragen auf. Zum einen erfolgt die Aufsicht durch nachgeordnete Behörden des Bundesministeriums für Finanzen und Wirtschaft. Die Opposition ist besonders an der Rolle des SPD-Vizekanzlers und Finanzministers Olaf Scholz interessiert.

Hinzu kommen die Geheimdienstverflechtungen der Gruppe und ihres Vorstandsmitglieds Jan Marsalek, die möglicherweise für den österreichischen Geheimdienst und gearbeitet haben zweifelhafte Aktivitäten in Libyen hätte folgen können. Darüber hinaus setzte sich die Bundesregierung und vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für Wirecard ein. Im Herbst 2019, als bereits Vorwürfe wegen Finanzmanipulation bei Wirecard erhoben worden waren, setzte sich Merkel bei einem Besuch in Peking bei der chinesischen Regierung für den Markteintritt des Finanzdienstleisters in China ein. Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte dies arrangiert.

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Oppositionspolitiker schäumen

Alle drei eingeladenen Wirecard-Personen wollen von ihrem Recht Gebrauch machen, die Aussage zu verweigern, um sich nicht selbst zu belasten, gaben sie schriftlich bekannt. Der FDP-Vorsitzende Toncar ist über diese Ankündigung irritiert, da man die Fragen der Abgeordneten noch nicht kennt. „Unser Hauptanliegen im Ausschuss ist die politische Neubewertung und nicht wie vor Gericht die Frage der Schuld im kriminellen Sinne“, sagte der Liberale gegenüber SPIEGEL.

Sein linker Kollege De Masi will Braun unbedingt persönlich in die Mangel nehmen und droht: „Zeugen können übrigens auch verhört werden, wenn sie sich widersprechen.“ Der Vorsitzende der Grünen, Bayaz, appelliert an die Staatsanwaltschaft und die Verteidiger, ihren Widerstand aufzugeben. Natürlich muss die Sicherheit während des Transports und vor Ort gewährleistet sein. „Aber bisher hat mir niemand überzeugend erklärt, warum das nicht möglich sein sollte“, sagte er zu SPIEGEL.

Ikone: Der Spiegel

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