Über den Tod von Claude Brasseur: ein zerknitterter Kinoritter

Über den Tod von Claude Brasseur: ein zerknitterter Kinoritter

Offensichtlich hatte er am meisten Spaß mit den Ärgernissen und Unruhestiftern. In jungen Jahren trat Claude Brasseur als sanftmütiger Chansonsänger in weißen Frackmänteln auf. Auf YouTube gibt es großartige Videos aus den 1960er Jahren zu bewundern. Er spielte einen liebesverrückten, glatzköpfigen Zahnarzt in seiner beliebtesten Rolle in „La Boum – The Fete“ von 1980, von wo er seine bekam Sophie Marceau Die gespielte Tochter macht das Teenagerleben schwierig. Und er spielte immer Bösewichte und harte Kommissare.

Aber als er die verräterische Eule spielen durfte, wie er es tat, als er 2016 beim „Frühstück bei Monsieur Henri“ fast 80 Jahre alt war, schien Brasseur von seinem Schauspielberuf besonders begeistert zu sein. Genau 50 Jahre zuvor hatte er den erfolgreichen Film „Ein Elefant ist enorm falsch“ gedreht. In einer Szene dieser Kumpelkomödie, die damals nicht so genannt wurde, trat er in einem Bistro als Misanthrop mit Sonnenbrille und weißem Rohrstock auf – und zerlegte gekonnt Gläser, Geschirr und die Hälfte der Möbel.

Ein Star des Kinos und Liebling der französischen Medien wurde Claude Brasseur, der jetzt alt ist starb an 84 Jahren, nicht nur als Schauspieler, sondern als Draufgänger. Er fuhr selbst Rallyes, erlitt mindestens einmal bei einem Unfall schwere Verletzungen und gewann 1983 die Rallye Paris-Dakar als Beifahrer des professionellen Rennfahrers Jacky Ickx. Es ging auch um Geschwindigkeit, als Schauspieler Brasseur 1964 Jean Luc-Godards Film »The Outsider Gang« zusammen mit Anna Karina und Samy Frey ging in der angeblichen Rekordzeit von neun Minuten und 43 Sekunden durch den Pariser Louvre lief

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Lässiger Charme und schlechte Laune

Brasseur und Frey spielten zwei junge nutzlose Jungen, die einen Raub planen und in das Mädchen verliebt sind, das ihnen viel Geld einbringen soll. Der Film ist ein ironisches Gegenstück zu Truffauts elegischem dreieckigem Liebesdrama „Jules and Jim“ aus dem Jahr 1962. In kühlem Überschwang wackeln Brasseur, Karina und Frey in einer heute kino-historischen Tanzszene mit den Hüften und üben den Glamour und die Gangster-Posen, die sie haben bekannte amerikanische Filme aufführen.

»The Outsider Gang« ist ein Meisterwerk der Nouvelle Vague. Der Schauspieler Brasseur interessierte sich nicht wirklich für ihre Ideen. In den sechziger und siebziger Jahren spielte er ziemlich zufällig zerknitterte Alltagsfiguren, lustige Figuren und Geheimdienstagenten, selbst in nicht sehr künstlerisch ambitionierten Kinofilmen und Fernsehproduktionen.

Mit seinen oft nur halboffenen Augen, dem eher spärlich behaarten, hartnäckigen Schädel und dem nicht besonders athletischen Körper verkörperte er einen Franzosen, der gleichermaßen für lässigen Charme und schlechte Laune begabt war. Auf die Frage, was ihm wirklich wichtig sei, antwortete er in einem Interview: „Im Theater spielen und mit Freunden gut essen und trinken“. Sie können sich den schroffen Ton gut vorstellen.

Brasseur wuchs als Kind des Schauspielerpaares Odette Joyeux und Pierre Brasseur in Paris auf, die Eltern waren im Theater besonders erfolgreich. Der Vater hatte seinen wichtigsten Kinoauftritt in Marcel Carnés Filmklassiker »Children of Olympus« von 1937 und schrieb auch einige Lieder für Edith Piaf. Sein Sohn Claude wollte angeblich eine Weile Journalist werden, wurde zum Fallschirmspringer beim Militär ausgebildet und wechselte dann zum Schauspiel.

Zusammen mit Jean-Paul Belmondo studierte er am Pariser Konservatorium und begann als junger, aber nicht zu auffälliger Heldenschauspieler im Theater. Außerdem sang er Chansons, spielte seine ersten Filmrollen und träumte von einer Karriere als Rennfahrer. Er hatte einen seiner wirklich großen Triumphe auf der Bühne, wenn man die Kritiken glauben will, in „Die drei Musketiere“ Ende der 1970er Jahre. Brasseur spielte den Musketier D’Artagnan in der Bühnenversion des Romans von Alexandre Dumas. Bekanntlich lautet der goldene Slogan der drei Titelhelden: „Einer für alle, alle für einen“.

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Der Schauspieler Claude Brasseur war für fast alle Kinorollen ein gebrochener Ritter – und für viele Kinobesucher eine Figur, mit der man sich identifizieren konnte. Als er Mitte der achtziger Jahre in dem sexliebenden Thriller „Descent to Hell“ als Liebhaber von Sophie Marceau auftrat, die 30 Jahre jünger war – ausgerechnet als Liebhaber seiner Tochter aus „La Boum“ – verursachte ein bisschen Skandal. Ähnliches passierte ihm, als er einige Jahre später verhaftet wurde, weil er Kokain gekauft hatte.

Dies hat seinem Ruf als kluger, vielbeschäftigter Liebling der französischen Film-, Fernseh- und Theaterwelt in keiner Weise geschadet. In seinem Privatleben war er nach einer kurzen ersten Ehe ab 1970 mit dem Journalisten Michele Cambon verheiratet, deren Sohn Alexandre die Familientradition fortsetzt und Schauspieler ist.

In Claude Sautets 1978er Film „A Simple Story“ wird Brasseur als eifersüchtiger Begleiter der von gesehen Romy Schneider vorgetäuschte Heldin, die in einem schrecklichen Moment gegen seinen Geliebten gewalttätig wird – und sich dann ihrem Urteil stellt. „Ich habe keine Lust mehr, bei dir zu leben“, sagt Romy Schneider. Und der Mann antwortet, als wollte er sich verprügeln: „Das kann ich verstehen.“ Brasseur hat in seinem schauspielerischen Leben viele Male die Rolle des heldenhaften Curmudgeons gespielt, oft lustig zum Lachen und manchmal nervenaufreibend. Aber niemals so ergreifend wie in „A Simple Story“.

Ikone: Der Spiegel

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