Mehr Ausgaben als Einnahmen: Die Corona-Krise reißt ein Loch im Staatshaushalt

Mehr Ausgaben als Einnahmen: Die Corona-Krise reißt ein Loch im Staatshaushalt

Die erste Jahreshälfte endet mit einem finanziellen Debakel für den deutschen Staat. Aufgrund der Corona-Krise nimmt er weniger Geld auf, als er ausgibt. Die Aussichten für das Gesamtjahr sind ebenfalls düster.

Die Corona-Rezession hat ein großes Loch in den deutschen Staatshaushalt gerissen. In der ersten Jahreshälfte gaben Bundes-, Landes-, Kommunal- und Sozialversicherungsbehörden zusammen 51,6 Milliarden US-Dollar mehr aus, als sie erhalten hatten, teilte das Statistikamt des Bundes mit. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2019 gab es noch einen Überschuss von 46,5 Milliarden Euro. Bezogen auf die gesamtwirtschaftliche Produktion betrug das Defizit nun 3,2 Prozent. Zum ersten Mal seit 2010 war ein Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Die Staatsausgaben stiegen dagegen um 9,3 Prozent.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 9,7 Prozent ein. Damit ist der Verlust der deutschen Wirtschaftsleistung etwas schwächer als ursprünglich angenommen. Nach einer ersten Schätzung ging die Behörde in Wiesbaden sogar von einem Minus von 10,1 Prozent aus.

Europas größte Volkswirtschaft befindet sich in einer tiefen Rezession. Nach dem Ausbruch der Pandemie in Europa im März hat die Bundesregierung ein Milliardenpaket zusammengestellt. Um die Wirtschaft anzukurbeln, fügte sie im Sommer für 2020 und 2021 ein Paket von 130 Milliarden Euro hinzu. Ab dem 1. Juli wurde die Mehrwertsteuer für sechs Monate gesenkt: von 19 auf 16 Prozent und von 7 auf 5 Prozent. Dies dürfte den Verbrauch als wichtige Säule der Wirtschaft ankurbeln. Ökonomen schätzen, dass Steuerverluste, steigende Ausgaben und ganzjährige Rettungsaktionen tiefe Löcher in der Staatskasse hinterlassen werden.

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Dunkle Aussichten

Aufgrund der Koronakrise haben die EU-Staaten erstmals die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts ausgesetzt, wonach das Haushaltsdefizit drei Prozent und die Gesamtverschuldung 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten darf. Deutschland verzeichnete zuletzt 2011 insgesamt ein Defizit. Ökonomen gehen davon aus, dass sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte wieder erholen wird, sofern die Zahl der Infektionen nicht wieder signifikant zunimmt. „Nach dem starken Einbruch im ersten Halbjahr dürfte die deutsche Wirtschaft im Sommerquartal 2020 sehr stark wachsen“, heißt es im jüngsten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank.

Trotz der erwarteten Erholung für das Gesamtjahr rechnet die Bundesregierung mit der schlimmsten Rezession nach dem Krieg. Vor kurzem wurde ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 6,3 Prozent angenommen, nachdem acht Jahre in Folge ein Überschuss erzielt worden war. Andere Vorhersagen sind ebenfalls düster. Die Bundesbank erwartet ein Defizit von rund sieben Prozent. „Die Steuereinnahmen brechen zusammen, während die Ausgaben nicht nur anhalten, sondern in einigen Fällen – wie zum Beispiel bei der Arbeitslosenversicherung – aufgrund der Krise stark steigen“, erklärt sie.

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