Autotol: Vorwürfe gegen Scheuer: „Es war eine Bedrohung“

Das U-Komitee für die Auto-Maut nähert sich seinem Höhepunkt. Wann wollte wer den Mautvertrag unterschreiben? Die Betreiber des Konsortiums, die das Geld sammeln müssten, belasten Minister Scheuer schwer. Hat er den Bundestag angelogen?

„Kommt Scheuer oder nicht?“ Wird die Frage im Flur vor dem großen Konferenzraum diskutiert? Die Untersuchungskommission für die Auto-Maut-Katastrophe hatte heute Morgen begonnen. Wenn Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wie angekündigt am späten Abend vor dem Ausschuss aussagt, wird es für den CSU-Mann eine äußerst unangenehme Verhörsituation sein. Er muss um seine Glaubwürdigkeit kämpfen, und das wird durch das Zeugnis von drei Zeugen in Frage gestellt. Darüber hinaus übt die Aussage, dass Scheuer versuchte, seine früheren Geschäftspartner einzuschüchtern, als klar war, dass das Mammutprojekt gescheitert war, Druck auf den CSU-Politiker aus.

Die geplatzte Maut könnte Deutschland eine halbe Milliarde Euro kosten. Das Komitee begann seine Arbeit Anfang des Jahres mit der Frage, inwieweit Scheuer für dieses Debakel verantwortlich ist und ob das Vergabeverfahren korrekt war. In der Zwischenzeit liegt der Schwerpunkt jedoch anderswo: Insbesondere die Opposition versucht, die Methoden aufzudecken, mit denen Scheuer seinen Kopf aus dem Kreis gezogen hat, als das Projekt gescheitert ist.

Die Nachfrage von 560 Millionen Euro

„Es war eine Bedrohung“, sagte Klaus-Peter Schulenberg, CEO des Ticketvertriebs CTS Eventim, am Nachmittag, als er gefragt wurde, wie er Scheuers Bitte verstehe. Scheuer wünschte, Schulenberg und seine Partner würden die Vertretung des Ministers unterstützen. Dies besagt, dass es unmöglich gewesen wäre, den Milliardenvertrag über die Maut zu verschieben. Laut Schulenberg forderte Scheuer die Betreiber auf, den Mautvertrag im Jahr 2018 und damit vor einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) über die Rechtmäßigkeit der Kfz-Maut zu unterzeichnen.

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Hätten das Verkehrsministerium und das Kapsch Eventim-Konsortium den Kfz-Mautvertrag nicht am 30. Dezember 2018 geschlossen, sondern die Schließung tatsächlich verschoben, bis das Urteil gefällt worden wäre, hätte dies die Bundesregierung vor Schadensersatz in Höhe von 560 Millionen bewahrt Euro. Kapsch Eventim fordert diesen Betrag nun aufgrund von Einkommensverlusten.

Denn als der Gerichtshof im Juni 2019 die Maut endgültig einstellte, beendete das Ministerium den Vertrag einen Tag später. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kapsch Eventim bereits sechs Monate lang – seit Vertragsunterzeichnung – hart gearbeitet, um im Herbst 2020 mit der Maut zu beginnen – genau wie Scheuer es wollte.

Scheuer sagte, er habe keine Wahl

Wie hat das Ministerium einen Vertrag über 2 Milliarden US-Dollar für die Pkw-Maut abgeschlossen, als nicht einmal klar war, ob das Projekt als EU-Recht gelten würde? Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung stand das Urteil der Richter noch aus. Nach dem Urteil des Richters präsentierte Scheuer den Fall öffentlich, als hätte er keine andere Wahl, als ihn frühzeitig zu unterzeichnen.

Schulenberg und seine Partner widersprechen dieser Darstellung. Sie wollten dem Minister sogar extra anbieten, um die Vertragsunterzeichnung zu verschieben. Die begleitende Diskussion fand Ende November 2018 im Verkehrsministerium statt. „Der Minister weigerte sich jedoch entschieden, bis nach der Entscheidung des EuGH mit der Unterzeichnung des Vertrags zu warten“, sagte Schulenberg im Ausschuss.

Sein Geschäftspartner Georg Kapsch bestätigte dies später in seiner Untersuchung. Er hatte auch eine mögliche Erklärung parat: „Wenn Sie das System im Oktober 2020 starten, können Sie im Juni 2019 nicht unterschreiben“, sagt er. Eine Verschiebung kam für Scheuer nicht in Frage. Nach Ansicht beider Manager war dem Minister völlig klar, dass die Maut im Herbst 2020 und nicht im Wahljahr 2021 beginnen sollte.

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Aufgrund des vorzeitigen Vertragsschlusses wurde Scheuer auch im Bundestag befragt. Er hatte mehrfach erklärt, Kapsch Eventim habe kein Angebot gemacht, die Unterzeichnung zu verschieben. Wenn die Manager dem Ausschuss die Wahrheit sagten, log Scheuer den Bundestag an.

Sein damaliger Staatssekretär Gerhard Schulz wird derzeit vor dem Ausschuss befragt, er unterstützt Scheuers Aussage. Die ministerielle Untersuchung wird dann auf der Tagesordnung stehen. Aber ob es tatsächlich noch so spät aussagt? Insbesondere die Opposition im Ausschuss hat ernsthafte Zweifel daran.

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